Tagebuch einer Corona-Infektion
Beitrag: ab 24. Oktober 2022
 
Ich habe mich erstmalig mit Corona angesteckt, sehr wahrscheinlich in der aktuell (noch) dominanten Variante BA.5. Anders als zu erwarten wäre, erfolgte die Ansteckung im Freien bei ausreichend Abstand (2 Meter). Die ersten Symptome traten 4 Tage nach der Ansteckung auf.

Auch wenn man viel über Corona liest und hört: wenn es bei einem tatsächlich soweit ist, gibt es viel Unbekanntes. Daher teile ich meinen Krankheitsverlauf in Form eines kleinen Tagebuchs, den ich beachsichtige fortlaufend bis zur vollständigen Wiedergenesung zu aktualisieren. Und zur Referenz: Ich bin einmal geboostert, habe also 3 Impfungen hinter mir, die allesamt komplett nebenwirkungsfrei verlaufen sind.

So 16.10 (Tag 1): Tagsüber ein erstes komisches Erschöpfungsgefühl, so wie man es kennt, wenn man dabei ist sich zu erkälten. Abends eine plötzliche Abwehrhaltung gegenüber Essen: ich mußte nach dem ersten Biß alles liegenlassen. Wie ein intuitiver Reflex. Fühlte sich irgendwie wie der Beginn einer Magen/Darm-Grippe oder wenn man etwas verdorbenes gegessen hat.

Mo 17.10 (Tag 2): Ich wachte mit erhöhter Temperatur auf, die in den nächsten Stunden bis zu 38°C steigen sollte. Zur Sicherheit meinen allerersten Corona-Selbststest gemacht: negativ. Eine Weile nach dem Versuch ein wenig zu essen traten starke und mehrere Stunden anhaltende Übelkeit mit Schweißanfällen auf. Als müßte man gleich erbrechen, aber es nicht kann. Vomex zeigte keine Wirkung. Zunehmend starke Halsschmerzen, Verschleimung im Rachenraum und Reizhusten. Durch vollständigem Essverzicht konnte die Übelkeit übergangen werden (Appetit gab es sowieso nicht). Eine gewöhnliche Fiebertabletten brachte die erhöhte Temperatur herunter. Mit dem Nachteil des Schwitzens während der Fiebersenkung und Schüttelfrost mit etwas Muskelkrämpfen beim Wiederanstieg. Irgendwie ist dann doch eine gleichmäßig bleibende Temperatur angenehmer. Ich habe im Grunde den ganzen Tag und die ganze Nacht nur geschlafen, und wurde zig Mal vom Reizhusten und den Halsschmerzen geweckt. Die Symptome verschlimmerten sich erstaunlich schnell.

Di 18.10 (Tag 3): Erneut einen Corona-Selbsttest gemacht: minimal positiv. Ab zum PCR-Test. Beim Warten im Parkplatz ein starker Schweißanfall, es wurde mir komplett Schwarz vor Augen. Ich konnte mich grad noch am Auto anlehnen, um ein Stürzen zu verhindern. Man holte Hilfe. Wie ich danach erfuhr hat sich die Apothekerin im medimed geweigert zum Helfen rauszukommen. Aber es fand sich ein netter Gynäkologe, der recht rasch zur Hilfe eilte. Auf seiner Empfehlung hin gings direkt zu meiner Hausärztin - die Ärzte mit dem Herzen, die telefonisch nie erreichbar sind. Dort wurde ich sofort untersucht und mir wurden diverse Medikamente verschrieben. Im Laufe der Nacht verschlimmerten sich die Symptome stetig weiter - gefühlt exponentiell. Vor allem die Halsschmerzen waren in der Zwischenzeit so extrem geworden, dass weder Schmerztabletten noch schmerzlindernde Lutschtabletten in der Dolo-Variante halfen. Ich konnte kein Wasser mehr trinken, was den Hustenreiz weiter verschlimmerte. Paracodin in der Maximaldosis half nur bedingt gegen den Reizhusten. Ich war im Kopf total matsch und gar nicht mehr richtig ansprechbar. Die Stimmbänder waren nun auch in Mitleidenschaft gezogen, was aber zweitrangig war, da ich eh nicht die Kraft hatte zu sprechen. Erst der zweite Tag, aber es fühlte schon sich wie zwei Wochen Krankheit an. Mental schon jetzt schwierig - ähnlich wie es einem bei Seekrankheit auf einem Schiff geht, wo kein Ende in Sicht ist.

Mi 19.10 (Tag 4): Die extremen Halsschmerzen und der Hustenreiz setzen mich in der Zwischenzeit komplett außer Gefecht. Wann immer ich einschlafen konnte wachte ich auf - wahrscheinlich bei jedem Schluckversuch oder durch den Hustenreiz. Und gleich nach dem Aufwachen hatte ich das Gefühl zu halluzinieren. Wie sich später herausstellte handelte es sich dabei um intensive Träume, die man beim Aufwachen (in der Erinnerung) nicht als Träume wahrgenommen hat. Viele BA.5 Patienten berichten von solchen Träumen. Diese Träume hatte ich bereits seit Montag gehabt. Dank MCP-Tropfen konnte ich nun zumindest ein wenig Zwieback und eine kleine Suppe ohne alles essen. Die Nacht war noch schlechter als die Letzte, ich konnte nicht mehr richtig schlafen.

Do 20.10 (Tag 5): Da die Symptome von Tag zu Tag schlimmer wurden und ich weder richtig trinken noch schlafen konnte, hatte sich mein Gesundheitszustand weiter verschlechtert. Der Husten fühlte sich nun wie eine Bronchitis an. In Unwissenheit, dass der Zustand scheinbar "normal" bei Corona-Erkrankungen sein kann, gings nochmal zu den wieder mal telefonisch nicht erreichbaren Ärzte, der mich erstmal eine Stunde draußen warten ließen - in meinem Zustand eine undankbare Ewigkeit. Lunge und Bronchien waren zum Glück in Ordnung, und die Atemnot, die ich teilweise hatte, führte die Ärztin auf den stark angeschwollenen Hals zurück, der leider auch normal zu sein scheint. Es gab jede Menge Tipps und vor allem konnte mir die Ärztin die Zuversicht vermitteln, dass der Verlauf so öfters vorkommt und es schlagartig besser werden wird. Am Nachmittag machte - wie schon in den letzten Tagen - der Reizhusten kurz Pause, so dass ich die Gelegenheit nutzte, um Schlaf nachzuholen. Als ich irgendwann zu Beginn der Nacht aufwachte, hatte sich irgendetwas zum Positiven verändert. Der Körper fühlte sich urplötzlich weniger krank an. Also die Dosis Paracodin und Phytohustil hochhalten und versuchen weiterzuschlafen.

Fr 21.10 (Tag 6): Aufwachen mit einer deutlichen Besserung der Hauptbeschwerden: Verschleimung, Reizhusten und Halsschmerzen. Das stündliche Einwerfen von Lutschtabletten, um etwas trinken zu können, konnte endlich reduziert werden. Wie ein Gefühl man könnte Bäume ausreißen. Einmal die Treppe runter- und wieder hochgegangen und das wars mit dem guten Gefühl: Schnappatmung. Als nächstes einen Corona-Selbsttest gemacht, um zu sehen, ob sich was verändert hat. Hat sich, aber nicht so wie erwartet: jetzt sind die beiden Striche schön markant zu sehen, nicht mehr so leicht wie am Dienstag. Also sind Symptome und Virenlast (und damit Ansteckbarkeit) zwei Paar Schuhe.

Sa 22.10 (Tag 7): Die erste Nacht ohne Träume hinter mir. Erste Versuche etwas mehr zu essen - immer noch aber sehr leichte Kost. Ergebnis: Magenkrämpfe und Durchfall. Der Magen/Darm-Trakt ist wohl ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Als es mir wieder besser ging, versuche ich minimalste Bewegung, um den Kreislauf etwas in Schwung zu bringen. Wieder Schnappatmung. In der Nacht fühlte ich mich, als ob ich ein Marathon gelaufen wäre. Ich schlief wie ein Bär.

So 23.10 (Tag 8): Nach dem Aufstehen gleich den Corona-Selbsttest gemacht - ich will ja schließlich wissen, wann ich endlich spazieren gehen darf, ohne irgendjemand zu gefährden. Nach nur 1 Minute waren die zwei Striche bereits so lupenrein sichtbar, wie beim Test vor zwei Tagen erst nach 15 Minuten. Ich bin also hochansteckend. Hätte ich den PCR-Test schon am Montag gemacht, hätte ich tatsächlich schon heute raus gedurft. Hessen schreibt ja eine Isolationspflicht von nur 5 Tagen vor. Der Sinn einer solch kurzen und zudem auch noch fixen Isolationsdauer erschließt sich mir nicht. Nun denn, meine tägliche Inhalation mit dem Medikament am heißen Topf angesetzt und erste Überraschung: das Zeugs riecht ja pervers. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich seit Montag nichts mehr gerochen habe. Der Geschmackssinn war aber die ganze Zeit über vorhanden. Immerhin hat heute meine "Birne" wieder funktioniert und ich konnte etwas Arbeit nachholen, die die ganze Woche liegengeblieben war.

Mo 24.10 (Tag 9): Heute konnte ich gut und konzentriert am PC arbeiten. Allerdings kann ich noch nicht Telefonieren, da die Stimmbänder immer noch in Mitleidenschaft gezogen sind und ich beim Reden wieder Husten muß. Nach 6 Stunden Arbeit war mir dann doch etwas schwindelig und ich mußte mich wieder hinlegen. Kurze Recherche wie lang man nun immun ist: nach 4 Wochen kann ich mich mit der nächsten Variante anstecken, die auf dem Vormarsch ist (BQ.1.1). Also kein echter Vorteil einmal infiziert gewesen zu sein. Kann aber jetzt schon sicher sagen, dass ich den Virus nicht nochmal brauche. Die Schnappatmung bei minimaler Bewegung ist unverändert da, und sobald ich versuche irgendetwas außer Suppe und Zwieback zu essen, kommen Magen- bzw. Darmkrämpfe.

Di 25.10 (Tag 10): Heute war erneut Corona-Selbsttest-Tag. Immer noch positiv. Das Ergebnis ist etwas schwächer als zuvor - ca. auf dem Niveau von Tag 3. Just jener Tag, an dem ich den PCR-Test gemacht hatte, der ein CT-Wert von 20 aufwies (= sehr ansteckend). Das stellt die gesetzlichen Vorgaben zur 5-tägigen Isolationspflicht noch mehr in Frage. Heute konnte ich endlich weg von der Suppe, und etwas Festeres essen: Gemüse mit Püree. Unglaublich welche kleinen Dinge einem Freude bereiten können.

Mi 26.10 (Tag 11): Ich schlafe noch überdurchschnittlich lange. Heute hatte ich meine erste Telefonkonferenz seit der Erkrankung, Dauer 30 Minuten. In den Stunden nach der Konferenz nahm der Reizhusten zunehmend zu, der sich scheinbar gerade am Übergang von Produktivhusten zum trockenen Husten befindet. Nach Hustenphasen ist das Wohlbefinden herabgesetzt - man fühlt sich einfach krank. Jedes Mal nach dem Treppenhochlaufen ist (unabhängig vom Husten) wie bisher die Puste komplett weg.

Do 27.10 (Tag 12): Endlich ist es soweit: der Corona-Selbsttest ist negativ. Der Reizhusten begleitet mich aber weiter. Ich kann gut reden, aber eine Weile danach setzt der Husten ein. Ich stelle mir laienhaft vor, es seien kleine Verletzungen in den Atemwegen, die beim Sprechen etwas wunder und danach von der Atemluft gereizt werden. Die Medikamente gegen den Reizhusten zeigen komischerweise keine Wirkung und auch das Inhalieren von kochendem Wasser mit Transpulmin zeigt keine Veränderung.

Fr 28.10 (Tag 13): Mein erster Spaziergang! Eine Stunde im langsamen Tempo durch den Wald. Ging erstaunlich gut, nur bergauf war die Atmung etwas beschwerlich. Es geht aber trotzdem aufwärts. Danach leider noch recht viel trocken gehustet. Der Husten verlangt wohl viel Geduld. Dem Magen/Darm geht es viel besser, ich esse schon fast normal. Nur eben weniger als vorher - etwas Positives hat also die erzwungene Fastenzeit während der Krankheit gehabt: der Magen hat sich daran gewöhnt weniger Essen zu verlangen. Insgesamt habe ich in den zwei Wochen zweieinhalb Kilo abgenommen, ohne Hunger zu verspüren. Kann aber gut sein, dass auch Muskelschwund dabei ist. Außer man baut beim Husten irgendwo Muskeln auf...

Mo 31.10 (Tag 16): Da die Veränderungen nun sehr langsam vonstattengehen, berichte ich größeren Zeitabständen. Der lästige Husten begleitet mich weiterhin konstant und ich habe sogar nun so etwas wie Muskelkater vom Husten. Scheinbar handelt es sich um eine Überreaktion des Körpers - das Immunsystem arbeitet weiter auf Hochtouren, obwohl die Infektion eigentlich überstanden ist. Dadurch kann es zu Entzündungsreaktionen in den Atemwegen kommen, die die Verschleimung und den Husten verursachen. Heute begann ich daher eine Behandlung mit Budesonid-Spray und Antihistaminika, und tatsächlich hat sich damit der Husten etwas beruhigt. Allerdings war ich total abgeschlagen - wahrscheinlich eine Nebenwirkung der Allergietabletten. Sonst habe ich diese Nebenwirkung bei den verwendeten Allergietabletten nicht, aber da ich aktuell einen deutlich erhöhten Schlafbedarf habe, dürfte die Sache anders als sonst liegen.

Do 03.11 (Tag 19): Der Husten ist weiter mein treuer Begleiter. Vor allem nach dem Telefonieren steigert sich der Husten und nimmt mir für viele Stunden die Luft weg. Ich nehme weiterhin Budesonid-Spray und Allergietabletten, und auch Mittel gegen den Husten, aber die Wirkung ist in der Zwischenzeit recht begrenzt. Einige Menschen mit denen ich gesprochen habe, die Corona-Erkrankungen hinter sich haben, berichten von 4-6 Wochen mit Husten. Der Versuch ein Termin beim HNO zu bekommen um zu klären, ob es die "normalen" Corona-Nachwehen sind, oder vielleicht doch eine bakterielle Infektion, endete erfolglos: mir wurde am Telefon ein Termin in einem Monat angeboten.

Do 10.11 (Tag 26): Dank der Empfehlung eines Lesers konnte ich die Hustenattaken besser unter Kontrolle bringen. Hierbei half ein Asthmamittel. Nachts ist der Husten nun vollständig weg, dafür kommt er verstärkt in der ersten Tageshälfte, und fast immer nach dem Reden. Schweigen ist Gold. Ich kann nun leichte körperliche Aktivitäten (z.B. Spaziergänge) durchführen, ohne dass mir gleich die Puste ausgeht. Aber zum Vergleich: Ein paar Monate vor der Erkrankung war ich mit einem (nicht-motorisiertem) Fahrrad den Feldberg hochgefahren. Auch wenn es von Woche zu Woche leichte Fortschritte gibt, fühlen sich Kopf und Körper zeitweise noch recht krank an, an manchen Tagen kommen Kopfschmerzen hinzu. Wie es aussieht sind die Krankheitsverläufe von Corona-Infizierten sehr unterschiedlich: ein breites Spektrum von asymptomatisch bis ein halbes Jahr krank. Daher ist sicher für jeden, der nur einen leichten Verlauf hatte, schwer nachvollziehbar, warum sich andere so schwer damit "tun".

Do 17.11 (Tag 33): Der Husten hat die letzten Tage Fortschritte gemacht und wird immer nebensächlicher. Die sportliche Belastbarkeit ist zudem weiter gestiegen. Ein 130er Puls beim Beenden der Aktivität braucht aber mehr als 5 Minuten, um unter 120 zu kommen. Seit mehreren Tagen habe ich stärker werdende und langanhaltende Kopfschmerzen, die sich zunehmend wie eine Dauermigräne anfühlen. Hier habe ich eigene Erfahrungswerte, da ich nach einer überstandenen Virusinfektion Anfang 2020 (just als die Pandemie losging) 4 Monate lang mit einer Dauermigräne zu kämpfen hatte. Damals blieb allerdings ungeklärt, ob es sich um eine Coronaerkrankung gehandelt haben könnte. Da nun mehr als 4 Wochen seit meiner Coronainfektion vergangen sind, kann jedenfalls von Long-Covid gesprochen werden. Etwas, woran laut Statistiken scheinbar 10% bis 20% der Infizierten leiden - was ich in Gesprächen mit vielen Menschen, die Corona hatten, von der Zahl gut bestätigen kann.

Do 24.11 (Tag 40): Ein erster Erfolg: Der Husten ist nun weg. Große Jubelsprünge konnte ich dennoch nicht machen, denn die Kopfschmerzen sind schlimmer geworden und das Migränemittel hat nur noch bedingt geholfen. Heute hatte ich aber das Glück, dass die Praxis endlich bereit war mich zu untersuchen. Wie es aussieht handelt es sich um eine Trigeminus-Neuralgie. Und zwar nicht die Übliche mit blitzartigen Gesichtsschmerzen, sondern eine andauernde, mit starken Schmerzen auf einer Kopfseite, inkl. Stirn, Auge und Kiefer. Sie wurde wahrscheinlich von der Corona-Infektion bzw. der Immunantwort des Körpers getriggert. Sie wird nun mit einem Medikament gegen neuralgische Schmerzen behandelt sowie mit Novalgin. Bis nächste Woche werde ich wissen, ob die Kombination anschlägt.

Do 01.12 (Tag 47): Die Kopfschmerzen haben auch meine letzte Woche stark geprägt. Aber einer bestimmten Stärke (die leider oft erreicht war) kann man weder schlafen noch arbeiten. Das vom Internisten empfohlene Novalgin hat als Schmerzmittel leider überhaupt keine Wirkung gezeigt. Und die Medikamente, die speziell gegen Nervenschmerzen gedacht sind (Amitriptylin und Carbamazepin), haben nach ein paar Tagen jeweils einen guten Teil ihrer Wirkung verloren, aber ihre Nebenwirkungen im vollem Umfang beibehalten. Die nun aufgesuchte Neurologin hat daher den Wechsel auf Kortison verschrieben, und zumindest in den ersten zwei Tagen (gestern und heute) waren die Kopfschmerzen unter Kontrolle, und ich konnte wieder schlafen und arbeiten. Wissenschaftliche Beiträge stützen diese Behandlungsmethode, wie man unter Schmerzsymptomatik während und nach einer COVID-19-Infektion nachlesen kann. Dort wird zusammenfassend gesagt, dass SARS-CoV-2 ein neurotropes Virus ist, das auf vielfältige Weise schmerzverursachend sein kann. Im Beitrag wird allerdings auch erläutert, dass auch andere Virusinfektionen zu solchen Kopfschmerzen führen können. Die Neurologin nennt sie bei mir einen Status migränosus, also eine Art Dauermigräne. Es war unglaublich schwierig im Internet einen passenden Artikel zum Thema zu finden. Das Internet wird einfach mit allgemeinen Artikeln überflutet, die in den Suchtreffern viel weiter oben als die qualitativ hochwertigeren Beiträge erscheinen.

Do 08.12 (Tag 54): Die Cortisontherapie hat zu einer Besserung der Kopfschmerzen geführt und zu einer gesteigerten Wachsamkeit am Tag. Allerdings kam es am 5. und 6. Tag zu einer erneuten Verschlechterung, wobei ich hier Kreuzwirkungen mit Carbamazepin vermute, das ich eine Woche lang weiternehmen musste, um die Dosis langsam zu reduzieren. Nun nehme ich seit 2 Tagen kein Carbamazepin mehr, das Cortison wird jetzt schrittweise reduziert, und die Schmerzen scheinen in den letzten Tagen einigermaßen unter Kontrolle. Die müdemachende Nebenwirkung von Carbamazein ist damit aber auch weg und das Cortison hat freies Spiel mich durchgängig wachzuhalten. Zudem pfeifen die Ohren konstant stark (wie Tinitus), und der Ruhepuls ist bislweilen recht hoch (90). Hoffentlich alles nur Nebenwirkungen vom Cortison. Von der Wahrnehmung her ist das Krankheitsgefühl noch da. Die Neurologin, deren Untersuchungen sich leider auf reine Besprechungen der Symptome und Medikation beschränkten, schickt mich zum Check beim HNO und Augenarzt, da sie die Zwischenverschlechterung während der Cortisoneinnahme zweifeln ließen. Termine bei Spezialisten noch in diesem zu bekommen war eine Odyssee - trotz der Schilderung der akuten Situation. Am Ende gelang es nur bei Ärzten mit profitorientiertem Geschäftssmodell, die eine priorisierte Vorzugsbehandlung von Privatpatienten anbieten. Dort musste ich nicht einmal erklären, was ich habe. Mein Gefühl: das Gesundheitssystem Deutschlands ist gescheitert - und zwar in beiden Kassenmodellen.

Do 15.12 (Tag 61): Die Cortisontherapie wird nun wochenweise halbiert. Das Cortisondoping fällt daher langsam weg. Dafür ist das Einschlafen und das Ausschlafen nun problemlos möglich. Der Kopfschmerz ist derzeit nicht mehr bewusst wahrnehmbar, aber manchmal unterschwellig noch vorhanden. Der Blutdruck ist seitdem ich das Cortison nehme erhöht. Das könnte auch den Tinitus erklären. Witzigerweise war der Blutdruck in den ersten Coronawochen stark unter meinem normalen Pegel. Erkrankte Freunde berichteten ebenfalls von niedrigerem Blutdruck während der Coronaerkrankung. Diese Woche gings zur Untersuchung zum HNO, der eine potentielle Nebenhöhlenentzündung ausgemacht hat, und entsprechend gleich Antibiotikum verschrieb. Das würde auch erklären, warum ich mich die ganze Zeit über leicht krank gefühlt habe.

Do 12.01 (12. Woche): Der Beginn der Post-Covid Phase. Das Antibiotikum vor einem Monat hat leider nichts verändert. Die Cortisontherapie ist nun vor 2 Wochen zu Ende gegangen. Die Kopfschmerzen hatten zunächst wieder zugenommen (ware aber ohne Schmerztabletten erträglich) und sind nun wieder ganz gut unter Kontrolle, was für das Anschlagen der Cortisontherapie spricht. Auch ist der Blutdruck nun auf meine normalen Werte zurückgekehrt, der Tinitus ist jedoch geblieben. Das Immunsystem ist allerdings extrem anfällig: sobald ich Sport treibe, liege ich ein paar Tage wie mit einer Erkältung flach und fühle mich extrem erschöpft. Auch benötige ich generell deutlich mehr Schlaf als vorher. Laut der Internistin sind das Symptome, die sie nun einige Male nach Covid-Infektionen gesehen hat. Das kann nach ihrer Aussage nochmal drei oder mehr Monate dauern.

 
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