Polarlichter über Idstein - Teil 2
Beitrag: 18. Mai 2024
Fotos: Nacht vom 10. auf 11. Mai 2024
 
In diesem zweiten Beitrag zur Nacht vom 10. auf 11. Mai geht es fotografisch weiter, diesmal mit Fokus auf die Himmelsnordhälfte - mit tieferem Einblick in den Nordhorizont, der im Zeitraffer des vorangegangenen Beitrags nur eingeschränkt einsehbar war.

Kurz nach 22:00 zog ich mit dem Fahrrad los, um einen dunkleren Standort aufzusuchen. Als ich allerdings bereits bei der Fahrt durch die Häuserreihen trotz des noch aufgehellten Dämmerungshimmels hoch reichende Polarlichtstrahlen ausmachen konnte, wechselte der Plan zu dem am schnellsten zu erreichenden Standort am östlichen Standrand Idsteins - schließlich weiß man bei Polarlichtern nie, wie lang sie anhalten werden.

Um 22:33, als die Sonne 12° unter dem Horizont gesunken war, entstand diese Aufnahme des Nordhimmels:
 
In der linken unteren Ecke des Bildes sind in der Ferne die orange aufgehellten Wolken nach dem Sonnenuntergang zu sehen. Darüber schimmert noch das Blau des Nordwesthimmels während der Dämmerung. Im Rest des Bildes bedecken bereits farbenfrohe Polarlichtstrahlen den Himmel - wir schauen hier hinauf bis auf 70° hoch in den Himmel. Die braune Erde im Vordergrund wirkt bereits minimal rotstichig.

Alles fotografisch betrachtet (in 4-Sekunden langen Aufnahmen) - mit bloßem Auge beobachtet waren die Polarlichtstrahlen zur der Zeit komplett farblos. Man konnte aber jederzeit mit dem Handy die Farben sehr gut erkennen.

Während der Himmel allmählich dunkler wurde, fiel den Beobachtern eine Rotfärbung um den Mond herum auf. Also die Kamera nach Nordwesten geschwenkt, hier in einer Aufnahme von 22:50, als die Sonne 14° unter dem Horizont gesunken war:
 
Der Mond war als schmale Sichel zu sehen. Er war nur zu 9° beleuchtet und hatte daher keinen störenden Einfluss auf die Polarlichtbeobachtung. Über der fernen tiefen Dämmerungsbewölkung wechselte die Farbe allmählich von bläulich auf grünlich.

Dieses grüne Leuchten des Polarlichts wurde mit zunehmender Dunkelheit immer stärker und entwickelte sich zu einem Band entlang des Nordhorizonts, was mit bloßem Auge einem eine fortwährende Dämmerung vortäuschte. Hier ganz gut in einer Aufnahme kurz vor Mitternacht zu sehen, als die Sonne bereits 19° unter dem Horizont gesunken und damit die Dämmerung komplett abgeschlossen war:
 
Dort wo in der Ferne die tiefen Wolken- und Dunstschichten in das leuchtende Grün übergehen, sind dunklere vertikale Streifen zu erkennen, die durch das Grün hindurchziehen. Dies ist insbesondere im nächsten Bild nach einem Schwenk nach Nordosten gut erkennbar:
 
Rechts im Bild sind zudem im Osten rötlich leuchtende Strahlen zu erkennen, während die linken hohen Strahlen tiefviolett schimmern. Die roten Strahlen reichten ungefähr bis zum hellen Stern - Vega - hinauf, der zu der Zeit rund 40° hoch am Himmel stand. So bekommt man ein Eindruck wie weit die Strahlen bereits zu diesem Zeitpunkt reichten.

Wenige Minuten später wechselten die tiefvioletten Strahlen in kurzer Zeit zu hellen rosa-leuchtenden Strahlen, hier nach einem Schwenk nach Nordwesten um 00:11:
 
Es begann ein Spektakel mit schnell wechselnden Lichtern über den gesamten Himmel und die Strahlen reichten bis zum Zenit hoch und sogar darüber hinaus. Ein Schwenk nach Nordosten um 00:22 ließ erahnen, daß die Strahlen sich einfach nicht auf ein Bild packen lassen, obwohl das Bild vertikal ganze 90° darstellt:
 
Der Himmel zeigte dabei fotografisch eine zunehmende Farbenvielfalt. Fünf Minuten später folgte ein kleiner Schwenk nach Osten, da dort ganz helle Flächen aufpoppten, die jeweils nur wenige Sekunden zu sehen waren:
 
In der Aufnahme sind diese Flächen als grünen Tupfer ganz rechts im Bild zu erkennen. Diese pulsierten und bewegten sich, und für manche Augenblicke leuchteten sogar größere Flächen Grün auf - sogar am Zenit, wie die folgende Aufnahme um 00:36 zeigt:
 
In beiden obigen Bildern sieht man an der Grenze zwischen grüne und rote Flächen interessante Strahlen, die orangefarbenen schimmern.

Eine halbe Stunde später hatte sich das schnell wechselnde Lichtspiel des Himmels etwas beruhigt. Die hohen Strahlen leuchteten nun lilafarben, wiederkehrend kräftig und mit bloßem Auge erkennbar:
 
Gegen 01:45 hatte sich das Grün am Nordhorizont auf ein Gelbgrün abgeschwächt. Darüber leuchteten rosafarbene Strahlen. Zudem war dahinter - fast über den gesamten Himmel - eine tiefrotes diffuses Leuchten zu erkennen:
 
Um 03:50, als die Sonne 15° unter dem Horizont "hochgestiegen" war und ganz langsam die Dämmerung einsetzte, begann das natürliche Blau des Himmels die Polarlichtfarben zu überlagern, wodurch deren Färbung sich ins Violette verschob:
 
 
 
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