Brand Schützenhausstraße Idstein 13.03.2025
Beitrag: 13. März 2025
 
Kurz vor Beginn der Morgendämmerung kam es heute zu einem Brand in der Schützenhausstraße in Idstein, hangabwärts in wenigen hundert Metern Entfernung von der hiesigen Wetterstation. Um 05:01 Uhr morgens waren die ersten Rauchschwaden in der Himmelsansicht sichtbar, links unten als kleiner dunkler Fleck im Bild erkennbar:
 
 
13 Minuten später, um 05:14 Uhr, war das Feuer bereits stark entfacht und die Feinstaubwerte an der Wetterstation schnellten in die Höhe, rechts oben im Textkasten des folgendes Bilds ablesbar (246,61 Mikrometer pro Kubikmeter Luft, für Partikel bis 2,5 Mikrometer Durchmesser):
 
 
Die folgende Grafik zeigt den Verlauf der Feinstaubkonzentrationen für die drei Partikelgrößen bis 1,0 Mikrometer Durchmesser (grün), 2,5 µm (gelb) und 10 µm (rot), wobei es sich um Mittelwerte einer Minute handelt. Dabei sieht man wie schnell sich der Rauch - trotz Windstille - hangaufwärts ausbreiten kann:
 
 
Insbesondere die Partikelgrößen bis 2,5 und bis 10 Mikrometer Durchmesser nahmen extrem stark zu, letztere erreichte sogar Konzentrationen über 2500 µg/m³.

Gegen 05:26 nahm der Rauch eine weißliche Aufhellung auf, was - so meine Vermutung - mit Löschaktivitäten der Feuer zusammenhängt:
 
 
Der schwache und diffuse Ring um den Mond herum auf der rechten Seite des obigen Bildes ist übrigens ein optisches Phänomen der Lichtbrechung und -spiegelung an Eiskristallen an sehr hohen Wolken (der 22°-Halo), und steht nicht im Zusammenhang mit den tiefen Rauchwolken des Brandes.

Nach Sonnenaufgang - gegen 07:25 - verteilten sich die Rauchwolken zum Teil auch Richtung Osten und verdeckten zeitweise die noch tiefstehende Sonne:
 
 
Ungefähr um diese Zeit wurde ich unerwartet wach, und vernahm, als ich auf dem Flur stand, einen unangenehmen Geruch nach Verbranntem, der - wie schon so oft während dieser Heizsaison - durch irgendeinen winzigen Spalt der Haustür reingekrochen war. Allerdings schien der Geruch wesentlich kräftiger als sonst üblich, als seien wir schon im Sommer und der Rauch von verbrannter Kohle oder Holz würde ungehindert durch ein offenes Fenster eintreten.

Da ich erst da den Flugmodus meines Handies ausschaltete, hatte ich wohl den über das sogenannte Cell Broadcast übermittelten Alarm verpasst. Ein Blick auf die Himmelsansicht der Wetterseite verriet aber eine dunkle Wolke, scheinbar tief und weit entfernt am Horizont:
 
 
Ein kurzer Blick durch das Fenster lieferte dann die Erkenntnis, daß es eine gewaltige Rauchwolke war - so sehr untertreibt das Fischaugenobjektiv der Himmelskamera horizontnahe Objekte:
 
 
Der weiße Rauch unter der dunklen Wolke gehört übrigens nicht zum Brand, sondern zu einem kleinen Schornstein eines wesentlich nähergelegenen Hauses.

Als dann um 10:15 plötzlich ein lauter Notfall-Alarm am Handy losging dachte ich das Feuer breitet sich weiter aus! Wie sich schnell herausstellte war es aber ein planmäßiger Test-Alarm in ganz Hessen. Es ist zwar gut, daß es jetzt endlich - nach zig Anläufen - endlich mal auch an meinem Handy ankommt. Vor lauter Test-Alarme und -Sirenen besteht allerdings die Gefahr, daß man irgendwann die echte Warnung vor dem Wolf ignoriert.

Abschließend ein Zeitraffer von 05:00 bis 09:30 der Himmelansicht - so lange waren noch Rauchwolken zu sehen (einfach auf den grünen Text klicken, um das Video zu starten).

Man kann es möglicherweise im Video erahnen (mit bloßem Auge sah es wesentlich dynamischer und dramatischer aus), und wer schon mal selbst einen Hausbrand erlebt hat wird es sowieso schon wissen: ein Feuer breitet sich irre schnell aus! Im konkreten Fall scheint es sich um ein alleinstehendes Haus gehandelt zu haben, weshalb der Schaden wahrscheinlich enorm sein wird, aber auf das eine Haus begrenzt. Ganz anders kann ein Brand ausgehen, wenn z.B. bei Reihenhäusern Fahrzeuge die engen Zufahrts- und Fluchtwege blockieren.

Update vom 14.03.2025
Aus den automatischen Aufnahmen einer Weitwinkel-Horizontkamera, die derzeit gen Südwesten ausgerichtet ist, wo sich - aus dem hiesigen Blickwinkel - zufällig die Idsteiner Feuerwache befindet, konnten die Abfahrtzeiten der Blaulichtfahrzeuge identifiziert werden:

1. Fahrzeug: 05:03
2. Fahrzeug: 05:04
3. Fahrzeug: 05:06
4. Fahrzeug: 05:07

Laut dem Bericht der Feuerwehr traf die Meldung wohl um 04:57 ein. Sofern dies korrekt sein sollte, würde dies bedeuten, daß das erste Einsatzfahrzeug in gerade einmal 6 Minuten bereits unterwegs war. Ob es sich dabei um ein Löschfahrzeug gehandelt hat, kann aus den Weitwinkelaufnahmen in der Nacht freilich nicht bestimmt werden.

Ab ca. 05:13 erschien die Rauchwolke weißlich aufgehellt, was von einer ersten Beleuchtung durch die Einsatzkräfte rühren dürfte. Dies wäre ein Einsatzbeginn rund 16 Minuten nach dem Erhalt der Meldung.

Auch wenn das Haus formell noch zur Schützenhausstraße gehört, befindet sie sich eigentlich am Beginn eines steilen asphaltierten Weges (dem Finkenweg), der von unten von der Schützenhausstraße und von oben vom Zinsgrabenweg erreicht werden kann. Die Parkverbotsschilder an dieser Stelle werden - anders als sonst hier üblich - respektiert, was sicherlich den guten und schnellen Zugang für die Feuerwehr ermöglicht hat. Gegenüber dem Weg ist zudem eine Wiese.

Heute habe ich die Brandstelle besucht. Es roch dort noch deutlich nach verbrannt. Vom Haus ist nicht viel übrig geblieben. Überall lag noch eine schneeähnliche Masse, vermutlich vom eingesetzten Löschmittel. Auf der hinteren Seite steht noch ein gemauerter Schornstein. Ich kann daraus nicht sicher herleiten, ob dort mit Holz geheizt wurde. Es wäre aber interessant zu erfahren, ob (draußen) gelagertes Brennholz die Ausbreitung eines Feuers begünstigen kann.

In einigen Pressebeiträgen zum Brand wird diese Gegend Gänsberg genannt, in anderen Füllenschlag. Meiner Meinung nach ist allerdings beides falsch. Das Haus befindet sich unterhalb des Füllenschlags - dieser endet nach unten hin ja am Zinsgrabenweg. Für diesen Viertel kann ich allerdings keinen Namen finden. Es gibt einen Bebauungsplan für die Schützenhausstraße, wobei in der Planzeichnung der Bereich dieses Hauses nicht enthalten zu sein scheint. Die Wiese gegenüber (entlang des Finkenwegs) heißt laut Flächennutzungsplan "In der Seelbach", und dort wo sie endet steht die etwas versteckt die Bezeichnung "Graben". Irgendwie fehlt hier in Idstein eine (im Internet zugängliche) Übersicht der Viertel.
 
 
 
 → Gesamt-Archiv
 
 → Wetterseite
 
 → Kontakt
 
 
 © 2025 Carl Herzog