Leuchtende Nachtwolken
Beitrag: 30. November 2025
Aufnahmen: Nacht vom 2. auf 3. Juni 2025
Maximale Höhe: 4,5°
 
 
Bevor das Jahr endet, wird es Zeit über mehrere Sichtungen von Leuchtenden Nachtwolken (NLC) im Sommer 2025 zu berichten, die ich dieses Jahr systematisch verfolgt habe.

Bei Leuchtenden Nachtwolken handelt es sich eigentlich um unsichtbare Eiswolken in sehr großer Höhe (ab 80 km). Sie sind erst in der Dunkelheit sichtbar, während sie - aufgrund ihrer Höhe - noch von der Sonne beschienen werden, und dabei blau-gräulich schimmern.

Meine erste Sichtung in diesem Jahr fand in der Nacht vom 2. auf den 3. Juni statt. Bereits in der ersten Nachthälfte waren tief am Nordhorizont weit entfernte, sehr unauffällige Leuchtende Nachtwolken fotografisch nachweisbar, direkt über ein dunkles Band troposphärischer Wolken:
 
 
Da in der ersten Juniwoche die Sonne in Idstein in der Nacht bis auf 17,5° unter dem Horizont sinkt (kurz: -17,5°), Leuchtende Nachtwolken aber nur bis zu einem Sonnenstand von ca. -16° beobachtet werden können, wird die Beobachtung - zu Beginn der NLC-Saison - für ein Stunden unterbrochen, bis man sie in der zweiten Nachthälfte erneut sehen kann. Vorausgesetzt sie sind in der Zwischenzeit nicht nordwärts weggezogen, und keine normale troposphärischen Wolken sind aufgezogen, denn diese versperren sonst die Sicht.

Die Leuchtenden Nachtwolken waren aber westwärts und leicht südwärts unterwegs, so daß sie in der zweiten Nachthälfte heller in Erscheinung traten und damit auch mit bloßem Auge zu sehen waren:
 
 
In der oberen Bildmitte ist ein heller Stern zu sehen: Capella, im Sternbild Fuhrmann. Anhand der Sterne kann man die Position der Leuchtenden Nachtwolken ermitteln. Überlagert man ein Foto mit der Ansicht einer Planetarium-Software (hier: Stellarium) zur gleichen Uhrzeit, erkennt man Azimut (die horizontale Skala) und Höhe der Leuchtenden Nachtwolken:
 
 
Gibt man die Koordinaten des Beobachtungsstandorts und die Eckpunkte der Leuchtenden Nachtwolken auf der Seite https://www.leuchtende-nachtwolken.info/kalkulator.htm nacheinander ein, erhält man eine Abschätzung der Koordinaten, an denen Leuchtenden Nachtwolken sich befanden. Im konkreten Fall verlief deren Südkante über Dänemark bis nach Südschweden:
 
 
Etwas später in der Nacht (Richtung Morgendämmerung) wurden die Leuchtenden Nachtwolken strukturierter:
 
 
Die bisherigen Aufnahmen waren mit einem kurzen Teleobjektiv entstanden. Verwendet man einen Weitwinkelobjektiv, bekommt man ein Gefühl dafür, wie es mit bloßem Auge gewirkt hat:
 
 
Und in einem Zeitraffer lassen sich die scheinbaren Wellenbewegungen, die für Leuchtende Nachtwolken typisch sind, sichtbar machen:

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Die Leuchtenden Nachtwolken bewegen sich dabei nach links (Westen), während die Sterne scheinbar nach rechts (Osten) aufsteigend wandern. Zeitweise ziehen nahe dem Horizont dunklere Wolken von links nach rechts: in unterschiedlichen Höhen kann der Wind in unterschiedliche Richtungen unterwegs sein, und natürlich auch mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Gegen Ende des Videos zieht sogar Bodennebel von rechts nach links, wie bei einer Welle.

Am Ende des Videos scheinen die Leuchtenden Nachtwolken zu verschwinden. Sie sind allerdings weiterhin da - nur eben nicht mehr für uns sichtbar, weil der heller werdende Dämmerungshimmel sie überstrahlt.

Im einsetzenden Morgengrauen startet urplötzlich der Gesang der Vögel auf den Feldern: zuerst ist eine einzige Feldlerche zu hören, und kurz danach singen alle Feldlerchen gemeinsam - als hätten sie schon auf der Lauer gelegen und nur auf das Startsignal gewartet. Und wenige Minuten später wird es wieder still. Das Ganze ereignete sich, als die Sonne 8,8° unter dem Horizont war - was an dem Morgen 70 Minuten vor Sonnenaufgang entsprach.

Den Gesang der Feldlerchen habe ich mit den Handy über die BirdNET-App aufgezeichnet - auf das Screenshot klicken/tippen, um es anzuhören:
 
 
 
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